Millionen von Bücher leiden jedes Jahr darunter: Charakterschwäche. Einmal erkrankt, wird man sie nicht mehr los. Aber es gibt einige Hausmittel, die Abhilfe schaffen.

Die Auswirkungen sind fatal. Aber wenn die Symptome rechtzeitig erkannt werden, lässt sich die Krankheit gut behandeln. Charakterschwäche zeigt sich vor allem durch profillose Hauptprotagonisten und langweilige Nebencharaktere. Dem Leser fällt es dazu schwer, sich mit dem Hauptprotagonisten zu identifizieren. Auch das Schicksal seiner Mitstreiter und des Antagonisten lässt ihn kalt. Erkennt man eines dieser Symptome, heißt es schnell zu handeln. Hier einige Hausmittel, die bei der Bekämpfung der Charakterschwäche helfen können.

Hintergrund

Jeder Charakter, egal ob Haupt- oder Nebencharakter, braucht einen Background. Eine Vergangenheit, wo die Person herkommt, wo sie geboren ist und wie sie zu dem geworden ist, was sie heute darstellen soll. Fehlen dem Leser diese Informationen, wirkt der Charakter lose und unecht.

Persönlichkeit

Den Charakteren eine Persönlichkeit zu verpassen, ist ebenso ein gutes Hausmittel. Ist der Charakter humorvoll und lacht viel oder doch eher ernst? Redet er viel und ist allen gegenüber offen oder eher schüchtern und introvertiert? Die Liste der Fragen ist endlos. Hauptsache ist, dass dem Leser die Persönlichkeit auch gezeigt wird. Ein Charakter, der zum Beispiel stark auf sein Äußeres achtet, trägt gerne chice Klamotten und stylt sich die Haare. Impulsive Charaktere streiten sich dagegen häufig und brüllen gerne. Das muss deutlich werden.

Beziehungen

Auf ihrem Weg treffen Hauptprotagonisten auf allerhand Nebencharaktere. Hier gilt es, Beziehungen zwischen den Persönlichkeiten aufzubauen. Manches mal entwickelt sich eine enge Freundschaft, teilweise auch eine bittere Feindschaft. Aber egal, was dort für Beziehungen entstehen, sie helfen immer dabei, die Charaktere besser kennenzulernen.

Optische Besonderheiten

Spannende Charaktere haben häufig eine optische Besonderheit, an der man sie sofort wiedererkennt. Das können besondere Haarschnitte oder -Farben sein, spezielle Kleidungsstücke oder auch Narben. Alles, was dazu beiträgt, den Charakter äußerlich einzigartig erscheinen zu lassen, steigert den Wiedererkennungswert.

Identifikation

Identifikation zwischen dem Leser und den Charakteren des Buchs ist nicht so einfach zu erreichen. Am besten gelingt dies, indem man seinen Protagonisten Charakterzüge oder Schwächen verpasst, die der Leser mit hoher Wahrscheinlichkeit nachempfinden kann. Dazu eigenen sich beispielsweise Schüchternheit, Höhenangst oder die Tatsache, dass der Charakter gerne Kaffee trinkt.

Ziele

Alle Menschen haben Träume, geheime Wünsche und Ziele. Auch das sollte sich im Charakter niederschlagen. Selbst der böseste Fiesling, der vermeintlich nur Chaos stiften will, hat irgendein reelles Ziel, das er verfolgt. Das mit der Zeit aufzudecken und dem Leser aufzuzeigen, wird dem Charakter erst die nötige Authentizität verleihen. Aber: Besser nicht alles sofort enthüllen. Ein Charakter braucht auch Geheimnisse, die erst spät zum Tragen kommen dürfen.

Übertreibung

Mit dem Gebrauch der bisher beschriebenen Hausmittel muss man nicht geizen. Übertreibungen helfen dabei, aus Charakteren das Besondere hervorzuholen. Der Leser wird sie sich dann besser merken können. Ist ein Charakter zum Beispiel unordentlich und unorganisiert, darf er ruhig chaotisch sein und vieles vergessen oder verlieren.

Beziehung zum Leser

Das gilt insbesondere für die Hauptprotagonisten. Der Leser folgt diesem Charakter durch die ganze Geschichte, erlebt mit ihm Abenteuer, lernt andere Personen kennen, leidet und freut sich mit ihm. Deshalb ist es wichtig, die Emotionen und Gedanken des Charakters mit dem Leser zu teilen. Erst dann gelingt es, eine Beziehung zwischen den beiden aufzubauen.

Ich hoffe, ich konnte mit meinen Hausmittelchen dazu beitragen, die Volkskrankheit unter den Büchern etwas einzudämmen. Charakterschwäche ist zwar nicht heilbar, aber im Vorstadium – wie man hier lesen konnte – behandelbar.