Wer gerne auf Amazon einkauft, der ist mit Sicherheit schon einmal auf Fake-Rezensionen gestoßen. Vermutlich sogar ohne es zu merken. Das Problem betrifft mittlerweile nicht nur billige Ware aus China, sondern auch den heimischen Büchermarkt.

Dass Ramschware, die hauptsächlich aus China stammt, gerne mit gekauften Rezensionen ihre Sichtbarkeit verbessert, kann sich jeder denken. Bei Büchern ist dieses Vorgehen aber weniger bekannt. Doch gerade bei Sachbüchern findet sich auf Amazon ein gigantischer Berg an billigen Ratgebern, die qualitätsmäßig unterirdisch sind und dennoch überaus gute Bewertungen und Rezensionen bekommen. Immer wieder sind davon auch Titel aus der Belletristik betroffen. Dahinter steckt eine Masche, mit der Betrüger schnelles Geld machen wollen.

Das funktioniert so: Entweder man schreibt selbst oder lässt mit minimalem Aufwand ein Buch schreiben und veröffentlicht dieses als Ebook auf Amazon. Diese Bücher sind oft sehr kurz (deutlich unter 100 Seiten), strotzen vor Rechtschreibfehlern und sind schlecht recherchiert. Veröffentlicht werden die Ebooks meist unter einem griffigen Clickbait-Titel, der möglichst viele Käufer anziehen soll. Beispiel: "Gute Schulnoten mit nur 10 Minuten Aufwand pro Tag". Die Autorenprofile solcher Bücher sind dabei frei erfunden. Anschließend werden auf einschlägigen Portalen Amazon-Rezensionen gekauft.

Wenn Titel, Cover, Klappentext und Autorenprofil gut gemacht sind, lässt sich durch diesen Betrug tatsächlich Geld verdienen. Die Rezensionen und das Fake-Autorenprofil reichen oft schon aus, um Leser von der Se­ri­o­si­tät des Buchs zu überzeugen. Aus diesem Grund stellen die Betrüger auch massenhaft solcher Bücher ein und wenn sich davon nur ein paar wenige gut verkaufen, kommt dabei schon ein netter Nebenverdienst heraus.

Das ist in mehrfacher Hinsicht traurig. Denn nicht nur werden die Leser betrogen, auch gehen so viele Bücher in der Masse unter, die eigentlich richtig gut sind. Sie haben kaum eine Chance, wenn die Konkurrenz mit hundertfach guten Bewertungen glänzt, während sie selbst nur ein paar wenige, natürlich entstandene Rezensionen aufweisen können.

Ärgerlich sind gekaufte Rezensionen aber nicht nur bei Fake-Büchern, sondern auch bei echten Titeln. Denn es gibt sicherlich den ein oder anderen Autoren, der aus den genannten Gründen selbst Rezensionen kauft, um sein Werk zu pushen. Das macht den Markt dann noch mehr kaputt. Falls dies also einer dieser Autoren liest, überdenkt euer Vorgehen bitte einmal. Früher oder später werden gekaufte Rezensionen hoffentlich von Amazon erkannt und auch gelöscht. Und wenn das bekannt wird, dürfte eure Reputation erheblich darunter leiden.

Und falls ihr keine Autoren seid, schaut euch das nächste Mal die Artikelseite etwas genauer an, wenn ihr ein Buch kauft. Hat das Buch ausreichend Seiten, um ein Thema abzudecken? Ist der Autor echt und lässt sich der Name einer echten Person zuordnen? Wie ist die Textqualität der Buchvorschau? Erst wenn ihr danach noch sicher seid, könnt ihr einen Kauf in Betracht ziehen.