Eine der meiner Meinung nach schwierigsten Aufgaben eines Autoren ist es, zu überraschen. Plot-Twists sind quasi der heilige Gral des Storytellings, den nur die allerwenigsten Geschichten erfüllen.

Überraschungen sind die Würze einer jeden Geschichte. Sie bringen uns zum Staunen oder zum Lachen oder machen uns manchmal sogar Angst. In jedem Fall lösen Überraschungen Emotionen aus und genau das ist es, was ich als Autor erreichen möchte. Das Spiel mit den Emotionen macht den Spaß beim Erleben einer Geschichte aus und ist immens wichtig.

Natürlich lassen sich Emotionen auch auf andere Art erzeugen. Zum Beispiel, indem ich eine besonders traurige oder auch lustige Situation aufzeige. Verpacke ich die Situation jedoch als Überraschung, kann dies sogar als Katalysator für die Emotion dienen. Es verstärkt den Effekt enorm – selbstverständlich nur, wenn man nicht damit rechnet.

Plot-Twists gehören eben zu diesen Überraschungen. Es sind Wendungen im Verlauf der Geschichte, mit denen man einfach nicht gerechnet hat, mit der sich die Situation völlig ändern kann. Das sorgt für starke Emotionen, die sich mit kaum einem anderen Stilmittel erzeugen lassen.

Einen solchen Plot-Twist zu konstruieren, ist allerdings keine einfache Aufgabe. Denn um eine Wendung möglichst so aufzubauen, dass niemand damit rechnet, muss ich mich als Autor erst einmal selbst überraschen. Ich braucht also eine Idee, die mir selbst eigentlich nicht einfallen sollte. Klingt paradox, ist aber eine wichtige Voraussetzung für einen guten Plot-Twist.

Ein Blick auf die erfolgreichsten Geschichten unserer Zeit zeigt es deutlich: Gut konstruierte Plot-Twists können den Unterschied ausmachen. Harry Potter, Sakrileg, Star Wars, Shawshank Redemption, Fight Club – sie alle trumpfen mit hervorragenden Wendungen auf, die einen fast umhauen können.

Wer meine Bücher gelesen hat, wird schnell feststellen, dass ich als Autor nicht nur großer Fan von Plot-Twists bin, sondern auch selbst wahnsinnig gerne damit arbeite. Ich kann daher aus eigener Erfahrung sprechen, wie schwierig es ist, eine (oder manchmal sogar mehrere) gute Wendung zu konstruieren. Ob das gelingt, hängt gelegentlich auch vom Leser selbst ab. Wer schon früh im Verlauf der Geschichte bemerkt, worauf der Autor hinaus will, wird am Ende natürlich weniger Spaß beim Erleben der Geschichte haben. Deshalb mache ich es sogar so, dass ich beim Lesen oder beim Schauen eines Films einfach das Denken ein wenig einstelle, damit ich am Ende leichter überrascht werden kann – einfach weil ich den Effekt so gerne erfahre.

Gerne würde ich an dieser Stelle erläutern, wie man denn jetzt einen guten Plot-Twist konstruiert oder wie man am besten auf Ideen für Plot-Twists kommt. Nur würde das vermutlich eine extrem lange Erklärung bedürfen, die im schlimmsten Fall nur bei mir funktioniert, also lassen wir das lieber.

Zum Schluss noch ein echter Plot-Twist für diesen Artikel: Eigentlich hasse ich Plot-Twists! Sie nerven und zerstören jede gute Geschichte, weil jeder meint, man müsse zwingend eine Wendung einbauen. Dabei ist ein erzwungener Plot-Twist das Schlimmste, das man einer Geschichte antun kann. Besser ist es, wenn dieser einfach von selbst kommt – als Eingebung sozusagen.
Doppelter Plot-Twist: Der Abschnitt ist zum Teil gelogen. Natürlich liebe ich Plot-Twists, aber nur, wenn sie nicht erzwungen sind ;-)

Falls ihr nun beim Lesen dieses Artikels Lust auf ein Buch mit einem Plot-Twist bekommen habt, schaut euch gerne EVA: der Genesis-Code oder Crescendo: Oper des Wahnsinns an.