Wenn man mit Recherche an die Grenzen stößt
Zum Schreiben von Fiction gehört nicht nur Kreativität und viel Fantasie. Ein weiterer, wichtiger Arbeitsteil ist die Recherche. Dabei kann Recherche die Arbeit manchmal erschweren oder sogar blockieren.
Wenn ich an einem Buch schreibe, dann möchte ich reale Orte, Personen oder Gegebenheiten möglichst originalgetreu wiedergeben. Spielt meine Geschichte beispielsweise in Ägypten und ich möchte den Nachthimmel im Sommer beschreiben, muss ich zuvor recherchieren, welche Sternbilder zu dieser Jahreszeit an genau diesem zu sehen sind. Das kostet zwar etwas Zeit, ist aber Dank einiger Sternenkarten im Netz recht einfach in Erfahrung zu bringen. Zugegeben: Der Rechercheaufwand ist nicht immer nötig, aber ich nehme das für die Authentizität dennoch in Kauf.
Manchmal kommt es jedoch vor, dass Recherche zu aufwendig wird oder sogar unmöglich ist. Möchte man zum Beispiel über einen Terroristen schreiben, der die Sicherheitssysteme im Weißen Haus von Washington überwindet, dürfte es schwierig werden, genaue Angaben zu allen Sicherheitsmaßnahmen zu finden. Einige grobe Informationen dazu sind sicherlich im Netz gelandet, aber aus nachvollziehbaren Gründen dürfte der Secret Service die Details zur Sicherung des Präsidenten unter Verschluss halten. Theoretisch könnte man einen ehemaligen Mitarbeiter des Secret Services suchen und diesen dann persönlich befragen, ob man etwas mehr Hintergrundwissen bekommt. Aber das wäre für einen fiktionalen Roman einfach viel zu zeitintensiv.
Ich finde es daher vertretbar, wenn man sich in so einem Fall selbst etwas ausdenkt. Natürlich leidet darunter die Authentizität. Andererseits würde man mit so zeitintensiver Recherche die weitere Arbeit an dem Buch blockieren. Und das kann man sich in den seltensten Fällen leisten. Allerdings halte ich es für wichtig, dass man sich bei ausgedachten Details zu realen Tatsachen möglichst nah an der Wirklichkeit orientiert. Sei es, indem man ungenaue Informationen sammelt und dann anreichert, oder indem man das nimmt, was man selbst für realistisch hält. Als Fiction-Autor muss man also die richtige Balance finden, um nicht zu viel in Recherche zu investieren, die Geschichte aber nach wie vor authentisch bleibt.