Science-Fiction-Autoren stellen sich die Zukunft immer wieder von Neuem vor. Manchmal realistisch, oft utopisch und übertrieben. Aber wo ist die Grenze zwischen Vision und Fiktion?

In meinem letzten Buch EVA: der Genesis-Code bin ich etwas genauer auf einige Zukunftstheorien eingegangen. Unter anderem wird dort das sogenannte HiveDrive beschrieben, das sämtliche, autonomgesteuerte Fahrzeuge kontrolliert und das ganze Verkehrswesen überwacht. Die Frage, ob ein solches System überhaupt realistisch und möglich ist, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt natürlich nicht mal eben beantworten. Allerdings gibt es ein Merkmal, anhand dessen man relativ einfach eine (halbwegs) realistische Vision von einer utopischen Vorstellung unterscheiden kann.

Bleiben wir beim Beispiel HiveDrive: Ist es überhaupt sinnvoll, dass Menschen ihre Fahrzeuge nicht länger selbst steuern? Welche Vorteile hätte es, wenn Maschinen diese Aufgaben für uns übernehmen? Würde es vielleicht sogar Probleme lösen?
Bequemlichkeit, Staureduzierung, umweltbewussteres Fahren, mehr Sicherheit durch den Wegfall von Rasern und alkoholisierten oder unachtsamen Fahrern – das alles sind Gründe für ein HiveDrive. Dagegen sprechen Kontrollverlust und stärkere Überwachung.

Die Vergangenheit zeigt, dass sich Technologie, solange sie der Bequemlichkeit oder der Sicherheit dienlich ist, aller Voraussicht nach auch durchsetzt. Die Fragen nach dem Sinn und den Vorteilen einer Technologie sind also entscheidend für den Realismus. Bei unserem Beispiel überwiegen die Vorteile klar gegenüber den Nachteilen. Aus dem bisher fiktivem HiveDrive wird daher früher oder später Realität. Vielleicht wird es nicht exakt so, wie ich es beschrieben habe, aber eine ähnliche Technologie wird uns in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit über die Straßen befördern.

Nehmen wir ein weiteres Beispiel aus meinem Buch: den Holoprojektor. Ein Gerät, um holografische 3D-Modelle in den Raum zu projizieren, ist sicherlich keine neue Idee. Die Vorteile dieser Technologie halten sich allerdings in Grenzen, zumal ein Teil der Anwendungsbereiche bereits durch andere Technologien (Stichwort „Virtual Reality“ und „Augmented Reality“) besser abgedeckt werden. Dass Holografie in nächster Zeit kommt, ist daher unwahrscheinlich. Und wenn es Holografie doch einmal geben sollte, dann vermutlich in einer anderen Form und aus anderen Gründen.

Die Grenze zwischen Vision und Fiktion können wir also dort ziehen, wo Menschen tatsächlich einen Vorteil aus einer Technologie oder einer Ideologie ziehen. Alles andere bleibt (zumindest in naher Zukunft) reine Fiktion.